2019/Baltikum
Sommerurlaub in Litauen, Lettland und Estland
1 | Freitag, 21. Juni | 274 km |
Nachmittags Viertel nach 3 Aufbruch in den Urlaub. In Rostock zu spät, um noch Essen zu gehen, aber etwas zu früh für die Fähre mit TT Line: Abendbrot in der Warteschlange. Kabine bezogen: sehr geräumig mit Frontblick, Kühlschrank und TV. Ermattet ins Bett gefallen.
2 | Sonnabend, 22. Juni | 3 km |
Zwischenstopp in Trelleborg mitten in der Nacht. Frühstück, Mittagessen an Bord, nachmittags Frauen-Fußball-WM wegen TV (s.o.). Gelassenheit und Stille beim An- und Von-Bord-Fahren, das kennen wir auch anders! Guter Übernacht-Parkplatz an der Sportarena.
3 | Sonnabend, 22. Juni | 54 km |
Ausgezeichnet gut geschlafen. Mit der Fähre auf die Kurische Nehrung übergesetzt. Maut beglichen und die Fahrt nach Nida genossen. Nach Blick auf den einzigen Campingplatz diesen sogleich verworfen. Guter Parkplatz nahe Nida. Eine Weile am Ostseestrand gelegen. Große Fahrradtour durch Nida bis zur Grauen Düne mit Picknick und Dünenwanderung. Mittsommernacht (heißt hier Johannisnacht) in Nida: Räucherfisch mit den Fingern und Bier am Kurischen Haff. Fahrrad-Abstecher zur Parnidis-Düne, viele Stufen bis zur Sonnenuhr, herrlicher Blick übers Haff und über die litauisch-russische Grenze hinweg. Sand in Abendrot getaucht. Menschen binden sich Mittsommersträuße aus Wiesenblumen, Prozession in feierlichen Trachten und Fackeln - Sommersonnenwende. Auf dem Festplatz Live-Übertragung ins litauische Hauptprogramm. Den Abschluss bildete ein Zeremonienmeister am Holzfeuer durch kultische Handlungen.
4 | Montag, 24. Juni | 35 km |
Lange geschlafen, mittags aufgebrochen. Zuerst zum Leuchtturm, dann zum Parkplatz am Ostseestrand. Radtour "Zu den Kormoranen". Zuerst zur Bernsteinbucht mit Kunst: Strohgebilde im seichten Wasser. Strandpromenade in Juodkrantė mit Sandskulpturen bis zur Kormorankolonie: krass, die Bäume sind durch die Exkremente der Kormorane abgestorben, strenger Düngergeruch. Abends Kitsch-Sonnenuntergang über der Ostsee.
5 | Dienstag, 25. Juni | 50 km |
Zurück von der Nehrung in Klaipėda einkaufen. Lange Pause an der Sportarena und Beschluss zur Weiterfahrt nach Karklė zwischen Klaipėda und Palanga. Übernachtungsplatz auf kleinem Wiesencampingplatz. Radtour auf unvergleichlichem Radweg Nr. 10 mitten durch den Wald nach Klaipėda, kleine Besichtigung einschließlich Ännchen von Tharau, anschließend Bier und Snacks an der Danė.
6 | Mittwoch, 26. Juni |
Ausgiebige Maniküre (M). Mittags T-Bone-Steak. Wieder auf Radweg Nr. 10, jetzt nach Palanga. Dort schöner Park und das Schloss, darin das größte Bernsteinmuseum, besichtigt. M tolle Ohrringe aus Silber und Bernstein mit Einschlüssen. Palaga selbst ein einziger Rummelplatz. Relax-Abend auf Campingplatz.
7 | Donnerstag, 27. Juni | 182 km |
Fahrt nach Liepāja in Lettland. Grenzanlagen abmontiert. In Liepāja Radtour nach Karosta ("Russenstadt") mit prunkvoller orthodoxer Kathedrale inmitten unfassbar scheußlicher heruntergekommener Plattenbauten. Intensive Stadt-Tour, ausgesuchtes Restaurant am Ende gefunden, nett gegessen. Eindrucksvolle Holzhäuser und Stadtvillen, die meisten noch renovierungsbedürftig. Weiterreise nach Kuldīga: Die Highlights waren die Backsteinbrücke und der breiteste Wasserfall Europas (250 m, aber nur 4 m tief). Kreuz und quer durch Kuldīga herumgeradelt, fantastischer Radweg entlang der Venta, Stellplatz mit Blick in die Venta-Auen.
8 | Freitag, 28. Juni | 137 km |
Erster Anlaufpunkt: Ventspils, Parkplatz an der Mole. Ausgiebige Radrundfahrt durch die Stadt; es gibt zzt. keine Fähre nach Saarema. Auf dem Markt herrliche Walderdbeeren, echte Blaubeeren (die auch von innen blau sind!) und Pfifferlinge erstanden. Weiter die livische Ostseeküste entlang, zunächst bis zum Parkplatz im Sīltene-Nationalpark, schön - aber kein Meerblick! Deshalb zum Picknickplatz Irbes Ietaka auf sandiger Zufahrt, letztlich auf grasbewachsenem Sandhügel stecken geblieben (17 Uhr). Nichts ging mehr. Mit Küchenschaufeln und -löffeln und Unterlegkeilen sowie Strandmatten agiert - ohne Erfolg. Mit Fahrrädern zum nächstgelegenen Haus, auch ohne Erfolg, da die Hunde anschlugen. Kurz nach der Aufgabe kam dann die lettische Kleinfamilie am Platz vorbei, nach Zuruf angehalten: Juri wusste gleich Bescheid! Und hatte auch eine Schaufel dabei (19 Uhr). Juri und sein herbeigerufener Freund sehr bemüht, Auto wollte nicht, hing auf dem Hügel wie eine Wippe. 20 Uhr Unterbrechung, um die Familie im Zelt abzusetzen. Bis 21 Uhr haben wir wieder selbst versucht mit Schaufel und Gerät weiter zu graben. Der Picknickplatz füllte sich mit weiteren Familien, Autoreifen mit Wagenheber und Holzlatte stabilisiert, Tank freigegraben, gegen 23 Uhr mit Unterstützung aller anwesenden Männer vom Hügel heruntergekommen. Juhu! Reumütig zum Platz ohne Meerblick zurück.
9 | Sonnabend, 29. Juni | 192 km |
Morgens Wunden geleckt. Schönes Autowandern, erst durch den Nationalpark, dann entlang der Rigaer Bucht bis auf den Stellplatz am Fährterminal. Morgens noch Blick auf die endlosen Ostseestrände der livischen Küste. Menschenleer. Abends Fußball am Tablet, Deutschland ausgeschieden.
10 | Sonntag, 30. Juni | 80 km |
Viel Techno-Beats in der Nacht. Spät zur Radtour durch Rīga aufgebrochen. Jugendstilviertel - großartig. Zentralmarkt - gigantisch: leckere Räucherfische eingekauft. Altstadt: mit Rädern über die Kopfsteinpflaster. Rigas Stippvisite beendet. Weiter an der Rigaer Bucht bis zum Sensationscampingplatz in Tūja. Stellplatz mit Terrassen und Meerblick, Strom inklusive.
11 | Montag, 1. Juli | 245 km |
Auf der Via Baltica erstmal bis Pärnu - lecker Räucherfisch aus dem Zentralmarkt zu Mittag, am Ufer der Pärnu. In Tallinn auf den Stellplatz mit Seeblick. Große Radrundfahrt durch Tallinn: Szeneviertel Kalamaja mit zu Kultureinrichtungen umgewandelten Industrieanlagen und "gentrifizierungsbereiten" Holz-Wohnhäusern. Fahrt auf den Domberg mit russisch-orthodoxer Kathedrale direkt gegenüber dem Parlament und klasse Blick in die Altstadt. In derselben am Rathausplatz gut gegessen (geradezu low carb) mit Local Beer.
12 | Dienstag, 2. Juli | 152 km |
Morgens vielfältigste Womos auf dem Platz: T3, T5, unsere BOX, La Stada, Schrott-Renault-Bus, Pkw-Schläfer, Vollintegrierter, Expeditionsmobil, riesiger Lkw mit Frau und Kleinkind. Ziel heute: Lahemaa-Nationalpark. Schöner Lehrpfad durchs Moor, in Käsmu Radtour durch den Märchenwald ganz nach Norden bis zur Ex-Abhörstation der Sowjets, schließlich Stellplatz mit Meerblick in Võsu.
13 | Mittwoch, 3. Juli | 219 km |
Erst mittags losgefahren. Richtung Osten bis zur Narwa., dort wehte die russische Flagge am anderen Ufer in Vasknarva an einem durch und durch regnerischen Tag. Beim Wenden im Ort im regennassen Sand völlig unerwartet stecken geblieben! Aber der freundlche, ausschließlich russisch sprechende Anwohner wusste gleich, worum es geht: Abschleppseil, Schaufel, Holz zum Unterlegen und das PS-stärkste Fahrzeug seiner 3-Autos-Flotte und nach einer Dreiviertelstunde war die Sache erledigt. Alles vor den Toren eines russisch-orthodoxen Nonnenklosters. Weiterfahrt am Peipussee (6- bis 7-mal größer als der Bodensee) entlang, ohne ihn wirklich sehen zu können: unzählige Datschen auf Privatgrundstücken, aber keine Zufahrten für uns am Nordufer. Weiter durch die Altgläubigen-Straßendörfer bis Mustvee, hier guter Zugang zum See am kleinen Hafen, Stellplatz für die Nacht.
14 | Donnerstag, 4. Juli | 76 km |
Nach Hafenrundgang Fahrt entlang des Sees mit riesigen Grundstücken und kleinen Häuschen direkt am See. Dann Tartu: Stellplatz am Karshafen am Embach. Etwas teuer, aber sehr gepflegt, unser Stellplatz wie Camping am Fluss. Lachs gegrillt, Wetter schön, etwas kühl. Aufbruch mit den Rädern zur Stadtbesichtigung: Schiefes Haus, "Küssende Studierende" am Rathausplatz; nette, schmucke Stadt, schöne Souvenirs erstanden: Holzschale, Oliven-Löffel, coole Wollsocken für die Kinder. Abendsonne am Platz genossen.
15 | Freitag, 5. Juli | 240 km |
Wetter heute unbeständig - Sonne und Regen. Frühstück am Embach im Regen mit estnischen Erdbeeren. Markthalle in Tartu: Kühlschrank wieder voll. Fahrt über Volga/Volka (kuriose Grenze mitten in der Doppelstadt) bis Cēsis: Burg und Museum, ein krasser Turm im neuen Schloss mit sensationellem Arbeitszimmer und Bibliothek, irrer runder Kachelofen im Turm. Mittelalterlicher weiterer Turm mit Ordensmeistersaal und Besichtigung mit Laterne in der Hand (A), M mit Blick in die Goldschmiede. Nach Ligatne zum Stellplatz im ehedem streng geheimen Areal: neuerdings für Womos nachts verboten. Schließlich in Sigulda auf dem Schlossparkplatz Quartier gefunden. Ein Alkoven, den wir schon aus Tartu kannten, kam dazu. Die Polizei erschien, klopfte beim Alkoven und gab dort bekannt, dass hier das Übernachten nicht erlaubt sei. Spätere Anfrage beim Alkoven-Fahrer ergab, dass sich dieser nicht aus der Ruhe bringen ließ und den Streifenbeamten den Unterschied zwischen Parken und Campen erklärte. Polizei schob wieder ab. Wir wurden gar nicht angesprochen, wurden wohl gar nicht als Camper in unserem Kastenwagen erkannt.
16 | Sonnabend, 6. Juli | 141 km |
Am Vortag hatten wir uns eine Radtour mit drei Stationen ausgedacht: Schloss Sigulda direkt neben unserem Stellplatz, Seilbahn nach Krimulda und Fahrt nach Burg Turaida. Hat zunächst gut geklappt: Einmal im Kreis auf dem Schlossgelände, dann nett Seilbahn gefahren, von Burg Krimalda wirklich nur Reste vorhanden. Nicht bedacht hatten wir, dass man mit 11% Gefälle erst zur Gauja hinunter und dann wieder rauf muss. Auch das Burggelände ist recht weitläufig. Unterm Strich kein guter Plan heute. Noch nach Umfahrungsmöglichkeiten gesucht und die Gutmannhöhle besichtigt, aber schließlich die steile Straße wieder raufgeradelt, auch Batterieunterstützung hat ihre Grenzen. Aufbruch nach Süden auf nach Kilometern kurzer Strecke, also P-Straßen statt A-Straßen. Das führte ins abgelegene Landleben: Der Asphalt endete, ca. 30 km "Wellblech"-Schotter folgten. Ob 18-Zoll-Felgen mit Niedrigdruck-Reifen jetzt doch schön wären? Versöhnlicher Abschluss bei herrlichem Sonnenuntergang am Seeufer-Stellplatz.
17 | Sonntag, 7. Juli | 210 km |
Nachts viel Regen, auf der Fahrt noch mehr Regen und Hagel, dazwischen konnten wir die Regenpause für eine kleine Radausfahrt entlang des Sees mit Blicken auf die Schlossanlage von Biržai und die lange Holzbrücke über den Širvėnos-Stausee, die nach langer Rekonstruktion kurz vor der Wiedereröffnung steht, nutzen. Die Fahrt nach Vilnius steht im Gegensatz zu der am Vortag: heute zum ersten Mal Autobahn! Stadtnaher Campingplatz an der Wilna zwischen Berg der Drei Kreuze und Burgberg. Zuerst auf den Berg der Drei Kreuze, tolle Aussicht auf Vilnius, weiter mit der Standseilbahn zum Gediminas-Turm, wieder tolle Aussicht. In der Altstadt alle Sehenswürdigkeiten und viele Kirchen mit dem Rad abgefahren, dann ins Užupis-Viertel mit der Alternativszene, hier schön am Ufer gesessen und gut gegessen.
18 | Montag, 8. Juli | 189 km |
Auf zum Mittelpunkt (Schwerpunkt) Europas! Also sind wir zum "Europos Parkas" gefahren, haben 25 Euro hingelegt, um festzustellen, dass hier ein Skulpturenpark zum Thema Europa angelegt wurde, aber nicht am Mittelpunkt Europas! Die Radrundfahrt durch den Park war aber dennoch schön. Der "richtige" Punkt war dann einige Kilometer abseits mit Stele und Fahnenmasten. Alles viel weiter nordöstlich, als wir jemals vermutet hätten. Nächster Halt: Burg Trakai. Ließ sich sehr schön mit Rädern durchfahren, vom Parkplatz etwas außerhalb zu erreichen. Zwei Kilometer vor Ende der Rückfahrt in den plötzlichen Starkregen geraten: alles klatschnass. In Kaunas zum Abschluss des Tages wunderbar an der Burg gestanden, mit acht weiteren Womos. Kleiner Spaziergang zur Burg und mit Petanque-Spielern geplaudert.
19 | Dienstag, 9. Juli | 540 km |
Am Vormittag in Kaunas durch die Altstadt geradelt, dann große Etappe bis Polen. Schöner Waldparkplatz zur Übernachtung.
20 | Mittwoch, 10. Juli | 331 km |
Der Plan: Über Łódź nach Poznań weiterfahren und beide Städte besichtigen. Łódź war wenig einladend, wirkte irgendwie heruntergekommen und Parken war auch blöd. Also nur Kaffeepause und gleich weiter. In Poznań guter Parkplatz am Sportzentrum, aber nicht schön zum Übernachten. Jetzt wurden Złoty gebraucht, um wieder vom Parkplatz runterzukommen (Schranke öffnet bei am Automaten bezahlten Ticket). Also 20 Złoty am Bankomaten gezogen (5,31 €), drei davon am Parkautomaten bezahlt. Campingplatz inzwischen voll! Aber schönen Stellplatz an der Warta etwas außerhalb gefunden. Auf Campingstühlen am Ufer im Sonnenuntergang gesessen, Passanten viel dazu eine ihrer wenigen Deutschvokabeln ein: "gemütlich!"
21 | Donnerstag, 11. Juli | 274 km |
Bei jetzt wieder herrlichem Sonnenschein an der Warta gefrühstückt, zurück auf den Parkplatz am Sportzentrum und - wie inzwischen üblich geworden - mit Rädern die Stadt erkundet. Interessantes Kathedralenensemble, Zitadellenpark und Stary Rynek: Bürgerhäuser, Rathaus, schöne Altstadt insgesamt, ein lohnender Abstecher. Ruhige Heimfahrt.
Anreise und Litauen I
Lettland I
Estland
Lettland II
Litauen II
Polen
Gesamtkilometer |
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Fähren | 296 € |
Diesel | 352 l |
Maut | 51 € |
Übernachten | 92 € |
Kultur | 40 € |
Gesamtausgaben | 890 € |